Geschichte Polens


Karsten, Ferdinand und Jacqueline referierten am 22.02.2006 über die Geschichte Polens.
Die Schwerpunkte lagen auf den Themengebieten

• Polen im 20. Jahrhundert
• die Rolle der katholischen Kirche
• die Entwicklung und Bedeutung der Gewerkschaft „Solidarnosc“
• die besondere Bedeutung des polnischen Papstes Johannes Paul 2







Auszug aus den behandelten Fakten



Polen bis zur „Sachsenzeit“ – Aufstieg zur Großmacht

966 - Der Piasten-Herzog Mieszko, der erste geschichtliche Herrscher Polens, nimmt den christlichen Glauben an
1000 - Pilgerfahrt Ottos III. zum Grab des Heiligen Adalbert, Errichtung des Erzbistums Gnesen
1000-1200 - Verbindung der Piastendynastie mit deutschen Adelsgeschlechtern.
Ansiedlung von deutschen Siedlern und Rittern im Norden des Landes und in Schlesien.
1226 - Herzog Konrad von Masowien bittet die deutschen Kreuzritter um Hilfe im Kampf gegen die Pruzzen. Damit Etablierung der Herrschaft des Deutschen Ordens.
1241 - Sieg der Mongolen bei Liegnitz (Legnica) über ein Heer deutschen, polnischen und Ordensrittern
1308 - In Pommerellen setzt sich der Deutschen Orden durch.
1331-1370 - Regierungszeit Kazimierz III. - Aufblühen des neuen polnischen Staates und Förderung der Wissenschaften mit der Gründung der Universität Krakau im Jahre 1364. In der Außenpolitik zielt Kazimierz Politik auf Verzicht von territorialen Ansprüchen im Westen zugunsten einer Expansion im Osten (Wolhynien). Mit Kazimierz Tod erlischt die Dynastie der Piasten.
1339 - Verzicht auf Schlesien, das an die böhmische Krone geht.
1343 - Verzicht auf Pommerellen, das Kulmer Land und die Michelau, die damit zum Gebiet des Deutschen Ordens gehören.
ab 1340 Beginn der polnischen Erwerbung von Halitsch-Wolhynien.
1386 - polnisch-litauische Personalunion durch die Heirat des litauischen Großfürsten Jagiello (litauisch: Jogaila) mit der polnischen Thronerbin Jadwiga. Damit tritt die Dynastie der Jagiellonen auf den polnischen Thron.
Jagiello selbst regiert von 1386- 1434
1410 - 15.06 - Sieg der Polen und Litauer bei Tannenberg (Grunwald) über den Deutschen Ritterorden
1496 - Beim Reichstag von Petrikau (poln. Piotrków), auch die "Magna Charta" der polnischen Verfassungsgeschichte genannt, werden die Rechte des polnischen Adels gestärkt (u. a. Zollfreiheit und freie Weichsel-Schifffahrt). Dagegen wird den Stadtbürgern Grundbesitz nach Landrecht untersagt - auch die Rechte der Bauern werden weiter eingeschränkt.
1505 - Reichstag von Radom: die Konstitution Nihil novi legt die Gesetzgebung in die Hände des Adels. Der König ist hauptsächlich für die Außenpolitik zuständig. Es ist der Grundstein für das Liberum Veto, nach dem jeder Freie im Sejm, im Landtag, das Recht besitzt, mit einer einzigen Stimme ein eingebrachtes Gesetz zu blockieren. Es ist auch die Grundlage der Rzeczpospolita, der Adelsrepublik, zumal die Städte mit ihren Bürgerschaften nicht im Sejm vertreten sind
1525 - Der Hochmeister des Deutschen Ordens leistet den Lehnseid vor dem polnischen König, um sich einen Verbündeten gegen die Großmächte Russland und Schweden zu verschaffen.
2. Hälfte 15./16. Jh. - Wirtschaftliche, kulturelle und politische Blüte Polens ("Goldenes Zeitalter")
1559 - Bündnis Polens mit dem Deutschen Orden in Livland gegen Moskau.
1569 - Lubliner Union: Litauen gibt Selbständigkeit auf
1683 - König Jan Sobieski rettet Wien vor den Türken
1697 - 1763 "Sachsenzeit": August II. (der Starke) und August III. Könige von Polen

Staatlicher Zerfall

1772 - 1. Teilung Polens: Westpreußen an Preußen, Galizien an Habsburg, Weißrussland an Russland
1791 - Verabschiedung der ersten Verfassung Europas
1793 - 2. Teilung Polens
1794 - Kosciuszko-Aufstand
1795 - 3. Teilung Polens, Warschau wird bis 1806 preußisch
1807 – 15 - Bildung des Herzogtums Warschau
1815 - "Königreich Polen" in Personalunion mit Russland

1830-31 - November-Aufstand
1863-64 - Januar-Aufstand
1905 - Beteiligung polnischer und deutscher Sozialisten an der Revolution in Petrograd.
1908-10 - Gründung eines Schützenverbandes in Galizien in Zusammenarbeit mit der PPS
1914 - Formierung polnischer Legionen durch Pilsudski auf österreichischer Seite; Der polnische Offizier Józef Pilsudski erkennt die Chance Polens im 1. Weltkrieg. Er setzt auf die Niederlage zunächst Russlands, dann der Mittelmächte und kämpft dementsprechend mit seinen Verbänden zunächst auf österreichischer Seite, dann verbündet er sich mit den Westmächten.
1916 - Mittelmächte proklamieren ein "Königreich Polen" ohne volle Souveränität
Staatskonzeptionen: Die sogenannte piastische Konzeption, vertreten durch Roman Dmowski, sieht Deutschland als den größten Feind Polens an. Um die Gebiete Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen zurückzugewinnen, müsse man sich mit Russland verbünden. Dagegen steht die jagiellonische Auffassung Pilsudskis, der die Auffassung vertritt, Polen müsse sich auf Kosten Russlands soweit wie möglich nach Osten ausdehnen.
1918 - Januar: Präsident Wilson fordert die "Schaffung eines unabhängigen polnischen Staates" mit freiem gesicherten Zugang zum Meer.
November: Zusammenbruch der deutschen Verwaltung in Warschau. Bildung der ersten litauischen Regierung. Pilsudski kehrt aus der Festung Magdeburg nach Polen zurück, übernimmt Oberbefehl über Armee und wird allgemein als Staatschef des nun wieder unabhängigen Polen anerkannt.

Wiedererstehung zwischen den Weltkriegen

1919 - Ignacy Paderewski wird polnischer Ministerpräsident. Der Sejm verabschiedet die "Kleine Verfassung". Polnisches Militär besetzt im April das Wilna-Gebiet. Im Vertrag von Versailles wird die Westgrenze Polens festgelegt. Erster schlesischer Aufstand. Dadurch größere deutsche Minderheit und Massenabwanderungen von Deutschen. Nach Volksabstimmung bleibt der südliche Teil Ostpreußens beim Deutschen Reich.
1919/1920 - Polnisch-sowjetischer Krieg (Schlacht bei Warschau – „Wunder an der Weichsel“)
Bündnis zwischen Polen und der Ukrainischen Volksrepublik führt zum polnisch-sowjetischen Krieg. Nach Vorstoß auf Warschau wird die Rote Armee an der Weichsel geschlagen.
1921 - Festlegung der Ostgrenze Polens im Frieden von Riga
Abstimmung in Oberschlesien: 60 % stimmen für Deutschland, 40 % für Polen. Nach Niederlagen polnischer Verbände: Teilung Oberschlesiens. Gleiwitz, Beuthen, Hindenburg bleiben deutsch, Kattowitz wird polnisch.
1926 - Staatsstreich Pilsudskis; Einführung eines autoritären Regimes
1930 - Inhaftierung von Oppositionellen in der Festung Brest.
1934 - Nichtangriffspakt mit Deutschland
1935 - Neue polnische Verfassung. Dabei wird das Parlament auf beratende Funktion beschränkt. Mit dem Tod Pilsudskis Auflösung des Regierungslagers.
1936 - Volksfrontverhandlungen zwischen polnischen Linksparteien scheitern im Frühjahr. Oberbefehlshaber Rydz-Smigly wird zum Marschall von Polen ernannt.

Zweiter Weltkrieg

1939
23.08 - Hitler-Stalin-Pakt;
01.09 - Deutscher Überfall;
17.09 - Einmarsch der Roten Armee nach Ostpolen - Anschluss Ostpolens an die UdSSR, Deportation von 1,5 Mio. Polen nach Sibirien und Kasachstan.
30.09 - Bildung einer polnischen Exilregierung in Paris.
10.10 - in einem litauisch-sowjetischem Vertrag wird die Angliederung des Wilnagebiets an Litauen festgelegt. Das deutsche Besatzungsgebiet wird in zwei Zonen unterteilt: die "Eingegliederten Ostgebiete" und das "Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete". Das ehemalige Polen soll nach den Vorstellungen der Nazis voll germanisiert werden. Für die darin lebende slawische Bevölkerung "darf es keine höhere Schule als die vierklassige Volksschule geben" (Originalton Himmler). SS und Gestapo machen Jagd auf die geistige und wirtschaftliche Elite Polens und führen willkührliche Passantenerschießungen durch. Gleichzeitig startet das Programm zur Vernichtung der Juden mit Ghettos in fast allen Städten. In den berüchtigten Vernichtungslagern Ausschwitz, Majdanek und Treblinka werden Juden aus allen Teilen Europas umgebracht. Durch Krieg, aber vor allen Dingen durch die Besetzung des Landes wird 1/5 der polnischen Bevölkerung ermordet.

1940 - Erschießung von 4.000 polnischen Offizieren im Wald von Katyn durch sowjetische Geheimdienste. Die Wahrheit dieses Massenmords, die der deutschen SS angelastet wird, wird erst Ende der 80er Jahre von den polnischen Kommunisten veröffentlicht.
1943 - April/Mai: Aufstand im Warschauer Ghetto mit etwa 60.000 Opfern
1944 - 01.08.-02.10: Gründung des kommunistisch kontrollierten "Polnischen Komitees für nationale Befreiung" (Lubliner Komitee)
Warschauer Aufstand, der sich gegen die deutsche Armee richtet und von dieser niedergeschlagen wird - Sprengkommandos zerstören Warschau komplett. Die Rote Armee sieht der Vernichtung vom Ostufer der Weichsel tatenlos zu (über 200.000 polnische Opfer)
1945 - 02.08. - Potsdamer Abkommen - Westverschiebung Polens zugunsten der Sowjetunion und zu Lasten Deutschlands. Alle Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie kommen unter polnische Verwaltung. Dies bewirkt die Umsiedlung großer Bevölkerungsteile aus dem ehemaligen Ostpolen (Wilna, Brest, Lemberg und Tarnopol) in die ehemaligen deutsch dominierten Gebiete (Ostpreußen, Danzig, Pommern, Ostbrandenburg und Schlesien). Die noch ansässige deutsche Bevölkerung wird vertrieben. Endgültige Stationierung der sowjetischen Truppen in Polen. Widerstandskämpfe aus dem Untergrund von den Resten der polnischen westlich orientierten Heimatarmee. Dabei kommen bis in die 50-er Jahre noch einmal 50.000 Menschen ums Leben (vor allen Dingen durch Vergeltungsaktionen).

Zeit der „Volksdemokratie“

1948 - Zwangsvereinigung von Kommunisten und Sozialisten auf Druck Moskaus. Durch Wahlfälschungen übernimmt die neue PZPR, die Vereinigte Polnische Arbeiterpartei das Machtmonopol. Ihr Programm: massive Industrialisierung und Enteignung aller Unternehmer. Allerdings kommt es nicht zur Zwangskollektivierung der Landwirtschaft.
1948-56 - Politik der totalen Repression, mit Tausenden von Todesurteilen (Zehntausende kommen in Lagern um).
1950 - Anerkennung der Oder-Neiße-Linie im Görlitzer Abkommen durch die DDR
1952 - 22.06: Verabschiedung einer neuen Verfassung durch die PZPR;
Sejm wird Träger der obersten Staatsgewalt und gesetzgebende Körperschaft
1956 - 28./29.06. - Posener Aufstand
1970 - Arbeiterunruhen in Stettin
07.12. - Niederschlagung des Aufstandes der Städte Gdansk (Danzig), Gdingen und Sopot (gegen die wirtschaftliche Misere) durch Gomulka. Rücktritt Gomulkas, Wahl Edward Giereks zum Parteichef. Warschauer Vertrag zwischen Bundesrepublik Deutschland und Polen
1972 - 14.09. - Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland
1976 - Arbeiterunruhen in Warschau und Radom
1978 - Wahl des Krakauer Erzbischofs Karol Wójtyla zum Papst (Johannes Paul II.)
1980 - Streiks/Solidaritätsstreiks, ausgehend von Danzig; Gewerkschaft „Solidarnosc“ erzwingt die Danziger Vereinbarungen zwischen stellvertretendem Ministerpräsident Mieczyslawa Jagielski und Lech Walesa – unabhängige Gewerkschaften mit Streikrecht und Zugangsberechtigung zu den Massenmedien werden anerkannt.

Vorreiter des Umbruchs im Ostblock

1981 - Verhängung des Kriegsrechts (13.12.1981 bis 22.07.1983)
Offizielle Registrierung der "Solidarnosc"
1982 - 08.10. - Endgültiges Verbot von "Solidarnosc" durch neues Gewerkschaftsgesetz
1989
05.04. - Abschluss der Gespräche am Runden Tisch. (Wieder-)Zulassung der "Solidarnosc" und teilweise Demokratisierung der politischen Institutionen
04.06. - Erste partiell demokratische Wahlen zu den gesetzgebenden Körperschaften - Sejm und neugeschaffener Senat - Überwältigender Sieg der "Solidarnosc"
19.07. - Staatsratsvorsitzender Jaruzelski wird 1. Präsident der Volksrepublik Polen, - Tadeusz Mazowieckis wird zum Ministerpräsidenten gewählt
27.12. - Der Sejm beschließt das Balcerowicz-Programm zur Umsetzung der Wirtschaftsreform, was einen radikalen Schock durch die Freigabe der Preise nach sich zieht, aber der Grundstein für die erfolgreiche Transformation sein wird.
29.12. - Der Sejm verabschiedet ein Gesetz zur Verfassungsänderung, das die grundlegenden Veränderungen im politischen, sozialen und wirtschaftlichen System festschreibt
1990 - 14.11. - Deutsch-polnischer Grenzbestätigungsvertrag
Lech Waleesa wird zum Staatspräsidenten gewählt
1991 - 17.06. - Deutsch-polnischer "Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit"
1992 - 07.12. - Inkrafttreten der "Kleinen Verfassung"
1994 - 02.02. - Beitritt zur Partnerschaft für den Frieden (PfP)
1995 - Aleksander Kwasniewski Staatspräsident (bis 2005)
1996 - 22.11. - Beitritt zur OECD
1997 - Neue Verfassung tritt am 17.10. in Kraft. Parlamentswahlen (Sejm und Senat - 21.09.).
Neue Regierung von Wahlbündnis "Solidarität" (AWS) und Freiheitsunion (UW)
1998 - März: Offizieller Beginn der Beitrittsverhandlungen mit der EU
1999 - 12.03. - Aufnahme in die NATO
2003 - 08.06. - Polen stimmt in Referendum dem EU-Beitrittsvertrag zu
2004 - 01.05. - Polen wird Mitglied der Europäischen Union
2005
25.09. - Wahlniederlage der Linken
31.10. - „Recht und Gerechtigkeit“ bildet Minderheitsregierung
28.10. - Wiederwahl von Lech Kaczynski zum Staatspräsidenten

Das ProjektVorbereitungDie ReiseImpressum