Ziel des Projektes


Bürger der Stadt und des Landkreises Zwickau wurden systematisch und heimlich vernichtet. Darüber liegt bis heute ein Deckmantel des Schweigens. Diese Opfer sollen aus der Anonymität geholt werden. Durch Recherchen kann erreicht werden, dass sie wieder zu ihren Namen kommen oder auch ihre Gesichter zurückerhalten. Würdevoll soll dieser Bürger gedacht werden.
Das Ziel dieses Projektes ist: "Schüler werden Lehrer". Die aktuell im Projekt eingebundenen SchülerInnen und die ehrenamtliche Projektleitung werden gemeinsam mit den verantwortlichen PädagogInnen und SchülerInnen vor Ort ähnliche lokale Schülerprojekte vorbereiten, initiieren und begleiten. Die Verbrechen der NS-Zeit sollen jeweils durch engagierte Schülergruppen recherchiert, grundsätzlich dokumentiert und durch neue Ausstellungstafeln einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese geplanten Dokumentationstafeln sollen dann auch in unsere schon bestehende Ausstellung mit einfließen. Weiterhin sollen die durch die SchülerInnen erarbeiteten schriftlichen Ausarbeitungen als Informations- oder Präsentationsmappen unserer Ausstellung beigefügt werden, damit der Besucher selbst lesen kann, welche Wirkungen diese Aufarbeitung auf die Jugend haben.
Durch die Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen wird das eigene soziale Handeln der SchülerInnen gefestigt. Die Jugendlichen werden befähigt, aus der Vergangenheit zu lernen und ein christliches Engagement in die Gesellschaft zu tragen. Sie wachsen zu mündigen BürgerInnen heran, die sich für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit einsetzen. Mit Hilfe dieses Projektes kommt ein Prozess des Erinnerns und Nachdenkens sowohl bei den SchülerInnen als auch innerhalb der Bevölkerung und den politischen Entscheidungsträgern in Gang. Es werden christlich-ethische Werte gebildet, nach denen zukünftig gehandelt wird. Eine Sensibilisierung gegen Unrecht, Gewalt, Terror, Intoleranz und Diskriminierung tritt ein.

Erarbeitung und Umsetzung des Projektes



1.) Die SchülerInnen bemühen sich um Aufhellung der Verbrechen der Nazidiktatur. Dafür haben sie vom Religionslehrer Dr. Edmund Käbisch konkrete Arbeitsaufgaben erhalten.

2.) Das Bündnis für Demokratie und Toleranz in Zwickau, das unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dietmar Vettermann und Landrat Christian Otto steht, hat das Schülerprojekt begutachtet und beschlossen, dass es fest in die Woche der Demokratie eingebunden wird. Zur Woche der Demokratie und Toleranz vom 27. Mai bis 12. Juni 2005 legten die SchülerInnen ihre Ergebnisse vor.

3.) Am 1. Juni 2005 wurde die Ausstellung im Landgericht Zwickau eröffnet. Die SchülerInnen stellten das Ergebnis ihrer Recherchen mit einer Dokumentation dar. Die Stabspielgruppe der Förderschule für geistig Behinderte aus Werdau umrahmte die Vernissage. Mit dieser Ausstellung, die die SchülerInnen erarbeitet haben, erfährt die Öffentlichkeit von der Unmenschlichkeit und den Grausamkeiten der Nazizeit. Dabei werden auch die Folgen des Totalitarismus und das Verhalten der BürgerInnen dokumentiert.

4.) Aufgrund des großen Zuspruchs in der Bevölkerung wurde beschlossen, diese Schülerdokumentation in eine Wanderausstellung umzugestalten und für die jeweiligen Regionen durch weitere Recherchen zu aktualisieren. Seitdem konnte sie an acht verschiedenen Orten gezeigt werden. Mit dieser Ausstellung verbindet sich die Hoffnung, öffentlich zeigen zu können, wie Zwickauer gegen Gefahren des Rechtsextremismus vorgehen.

5.) Gedenktafeln wurden am 7. Juni 2005 im Senioren- und Seniorenpflegeheim „Haus Muldenblick“ (Zwickau, Talstr. 5) und am 3. Juli 2006 im Reichenbacher Stadtarchiv eingeweiht. Damit entstand ein sichtbares Zeichen, dass in den Städten diese Naziopfer gewürdigt werden. Die Hinterbliebenen besitzen nun eine Stätte des Gedenkens und die Lebenden werden an das grausame Verbrechen erinnert.

6.) Im Rathaus Reichenbach und im Bischof-Benno-Haus in Bautzen-Schmochtitz sprachen zum ersten Mal Angehörige von Opfern der nationalsozialistischen Verbrechen in der Öffentlichkeit von ihrem Ergehen. Diese Zeitzeugenberichte machten sehr betroffen. In den anschließenden Diskussionen wurde auch die heutige Psychiatrie hinterfragt.

7.) Es konnten Kopien der Euthanasieakten aus dem Bundesarchiv und eine Datei der bisher erfassten Opfer dem Stadtarchiv Zwickau und dem Stadtarchiv Reichenbach übergeben werden. Diese Handlung zeigt symbolisch, dass die einst ausgestoßenen BürgerInnen – damals als lebensunwertes Leben betrachtet – wieder in ihren Heimatstädten aufgenommen werden.

8.) Vorträge bzw. Diskussionen bieten die Möglichkeit, das einstige Geschehen mit dem heutigen Gedankengut des Rechtsextremismus in Verbindung zu setzen und die Brisanz aufzuzeigen.
Am 8. Dezember 2005 wurde im Rathaus Reichenbach ein Vortrag über die Vernichtung "lebensunwerten Lebens" im Nationalsozialismus (T4-Aktion) und ihre Auswirkungen auf Westsachsen gehalten. Der Vortrag geschah in Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.

9.) Die ReligionsschülerInnen haben am 6. Juli 2006 zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion in der Aula des Clara-Wieck-Gymnasiums (Außenstelle) eingeladen. Im Gespräch sollte bewusst werden, dass diese Verbrechen nicht vergessen werden dürfen, dass zur Zukunft die Erinnerung gehört und dass die Gesellschaft auf die Schwachen achten muss.

10.) In Kooperation mit dem Zwickauer Hilfe Zentrum e.V. (ZHZ) (www.zhzev.de) konnte eine lokale Opferdokumentationsstelle eingerichtet werden. Damit ist ein Ort geschaffen, an dem diese Geschichtsaufarbeitung kontinuierlich betrieben, weitere Opfer der Region recherchiert und auch Anfragen aus der Bevölkerung beantwortet werden können.

11.) Die SchülerInnen werden sich bemühen, ihr Projekt an andere Schulen zu vermitteln - als Multiplikatoren. Die LehrerInnen und SchülerInnen werden angeleitet und befähigt, ähnliche Projekte für ihre Region aufzugreifen und umzusetzen. Es soll angeregt werden, vor Ort nach den NS-Verbrechen zu fragen und zu forschen. Geplant sind die Übergabe von bereits recherchierten Opferdokumenten (Kopien), die Erstellung einer Opferdatei, Begegnungen, Koordinierung, Erarbeitung gemeinsamer Zielvorstellungen und Öffentlichkeitsarbeit.

12.) Die gesammelten Erfahrungen sollen weiter an Schulen, Fachschulen, kirchlichen Gruppen, Parteien, Organisationen usw. vermittelt werden, damit besonders die Jugend rechtzeitig die Mechanismen des Extremismus erkennt.

13.) Das Projekt wird Kinder, Jugendliche und Erwachsene ermutigen, den Gefahren der Fremdenfeindlichkeit, der Intoleranz und nationalistischen Strömungen durch eigene Zivilcourage zu begegnen.

14.) Die Bevölkerung wird zum gemeinsamen und entschlosseneren Handeln aufgerufen, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der jedes Leben als wert angesehen wird.

15.) Das Projekt ist zu einem hoffnungsvollen Modell der Prävention geworden.


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