Eindrücke...

...von den beiden KZs Hinzert und Auschwitz




Das Gefühl, das man spürt, bevor man ein KZ besichtigt, ist ohne Erwartung und Bilder. Mit dem Hintergrundwissen verbinde ich eine solche Gedenktstätte, auch schon vor dem Besuch, mit einem Ort voller Hass, Leid und Qual, wie man es sich derartig nicht vorstellen kann. Erst in Auschwitz ist dieses Bewusstsein der Realität näher gerückt. Doch dazu später.

An diesem tristen Tag kam die Atmosphäre in Hinzert gut zum Vorschein. Die Landschaft, die nicht selten Atmosphäre prägt, war leer. Überall standen Bäume, doch kein Mensch weit und breit. Das Leben, das man von der Straße und der Stadt kennt, war auf einmal verschwunden.
Mitten in ihr der Friedhof, dessen größter Teil von den Kreuzen ausgefüllt wird. Nicht weit davon entfernt, auf dem gleichen Gelände, steht eine kleine Kapelle, die zu Ehren der Opfer erbaut wurde. Doch das ist nicht alles. Das wohl merkwürdigste Gebäude ist das dazugehörige Museum. Es hat die Form einer braunen, vieleckigen Blechbüchse.
Bilder von Menschen, die hier unter schwierigsten Bedingungen arbeiten mussten, kommen mir immer wieder in den Kopf. Es ist nicht mit Auschwitz zu vergleichen, da das KZ im Hunsrück sehr viel kleiner ist. Doch eins ist gleich:
Es ist unvorstellbar, wie ein irrealer Alptraum zur realen Hölle wurde, der „nur“ das eine wollte: Den Tod des Feindes, desjenigen, der der Ideologie nach, untergestellt war.

Um so etwas zu verarbeiten, kann man nicht alt genug werden, um es je zu verstehen. Ich fühle keine Schuld, ich fühle Mitleid. Mit wem? Es sind zu viele, die der Schicksalschlag getroffen hat. Mitleid steht diesem Hass als Gleichgewicht nicht gegenüber.
Dieses irreale Gefühl tritt in Auschwitz noch stärker in den Vordergrund. Die Intensität ist noch mehr vorhanden. Hier sind Krematorien (das eine noch vorhandene im Hauptlager), Todes-und Hungerzellen wie auch das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“.
Die Atmosphäre ist für die Stimmung verantwortlich. Die typischen Merkmale, die man aus Filmen kennt und sich behalten hat, sind z.B. der Schotterweg und die Backsteinhäuser in ihrer rötlichen Farbe. Im Kontrast dazu die hochgewachsen grünen Bäume, die von alle den Untaten nichts erahnen lassen.

Der Guide erklärte unserer Gruppe die einzelnen Funktionen der Blöcke und mir wurde bewusst, wie systematisch und unter welcher strengen Kontrolle die Verwaltung vor ca. 65 Jahren ablief.
Neben den Fakten, die ich hörte, versucht man die Bilder zu verarbeiten. Doch das ist unmöglich.
Wie kann man eine Zahl ermordeter Menschen verarbeiten, die mehr als eine Million beträgt?
Wie kann man sich die Qualen, die Sehnsucht und die Hoffnung derjenigen vorstellen, die hier sterben mussten?
Das einzige was einem immer wieder klar wird, ist, das so etwas nicht noch einmal passieren darf, unter keinen Umständen. Doch wenn man es ganz genau nimmt, gibt es noch viel zu viele Unmenschlichkeiten auf unserem kleinen Planeten. Und wer hier war, nimmt sich vor, Nächstenliebe in vollen Zügen zu leisten und sich vom Hass abzulösen. Doch wem gelingt das schon?
Es ist extrem, was meiner Person allein im Hauptlager demonstriert wurde. Ob das die zwei Tonnen Haare von 40.000-60.000 Frauen waren- diese Zahl ist nur ein kleiner Teil vom Gesamten-oder ob das die unzähligen Paar Schuhe waren, die ich sah. Ich habe mir, nachdem ich die Gedenktstätte verlassen hatte, insgesamt zwei Fragen gestellt.

1.Ist Auschwitz der größte Beweis für den Holocaust?
2.Wie groß muss Hass sein, um so viele Frauen, Kinder und Männer umzubringen?

Aus der zweiten Frage resultiert die 3.Frage, die Gegenfrage:
3.Wie klein muss Herz und Verstand sein, um so viele Menschen zu töten?

Um es zusammenzufassen, ist es schreckliche Wahrheit, doch zu schrecklich, um die Ausmaße je zu verstehen. Für die Besucher und für mich ist es schon vergänglich, die Kulisse ist nicht vorhanden. Sie machte neben der Umgebung den damaligen Alltag aus und selbst derjenige, der den Alltag erlebt hat, kann sich nicht die gigantische Todeszahl vorstellen.

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