Rechtsradikale Musik

Musikstile und Entwicklung des Rechtsrock





Bild 1: 3. "Thüringentag der nationalen Jugend"
Fotograf: unbekannt

Bei rechtsextremer Musik denkt man in vielen gesellschaftlichen Kreisen noch immer an bloßes Rumgebrülle von Leuten die kein musikalisches Gespür haben. Allerdings ist dies in der Realität nicht mehr zutreffend; so hat der sogenannte Rechtsrock seit seiner Entstehung einige Veränderungen erfahren und wird heute in weiten Teilen professionell produziert.
Bis in die frühen 80er Jahre wurde die rechtsextremen Musikszene von eher marschmusikartigen Liedern dominiert. Diese waren zwar für die älteren Generationen anziehend, jedoch nicht unbedingt für die rechte Jugend. So kam es, dass sich die ersten Bands gründeten, die wirklich Vertreter des neuen Rechtsrocks waren, z.B. in Großbritannien die Band Skrewdrive. In Deutschland waren die rechten Liedtexte noch verhältnismäßig harmlos und nicht sonderlich extremistisch. Erst nach der Wiedervereinigung 1990, als es auch bei der Zahl der rechtsextremen Straftaten einen Höhepunkt gab, wurden die Texte aggressiver und rassistischer. So wurde der Holocaust verharmlost oder gar geleugnet, man bekannte sich zum Nationalsozialismus und hetzte gegen Ausländer. Diese noch bis heute anhaltende Tendenz führte dazu, dass immer mehr rechtsextremistische Musik rasch indiziert oder beschlagnahmt wurde. Mittlerweile sind die Bands dazu übergegangen ihre Texte so zu formulieren, dass sie weder strafrechtlich relevant sind, noch das sie indiziert werden müssen. Allerdings bleiben sie für Szenekundige aufgrund der verwendeten Symbolik noch immer eindeutig.
Bekannte Beispiele für diese Art des eher harten Rechtsrock sind unter anderem: Landser, Noie Werte oder Division Germania. Während diese Bands musikalisch noch dem wirklich harten Rock angehören, gibt es heute in diesem Bereich auch eher sanftere Töne. Diese sind vor allem nötig, um Rechtsextreme mit anderem Musikgeschmack als Anhänger zu halten, denn auf diese wirkt der Rechtsrock vor allem wegen seiner extremen Härte eher „undeutsch“. Dass trotzdem der härtere Rechtsrock von ihnen geduldet wird, hängt damit zusammen, dass sie die Skinheads, deren Musik es meist ist, zur Mobilisierung und Rekrutierung benötigen. Auf der als Schulhof-CD bekannt gewordenen Propaganda-CD der NPD finden sich auch (rock)balladenartige Songs, Lieder von Frank Rennicke, Sleipnir und Nordwind. Weitere verbreitete rechtsextreme Musikstile sind u.a. der Hatcore (der Name entstand aufgrund der Brutalität der Texte und leitet sich aus dem Hardcore ab) und die Oi!-Musik (welche allerdings auch von anderen politischen und unpolitischen Gruppierungen verwendet wird). Insgesamt wird die Zahl der aktiven rechtsextremen Bands heute mit 142 (2005) beziffert, dem stehen lediglich 26 (2005) aktive rechtsextreme Liedermacher gegenüber.



Zweck des Rechtsrocks



Eine der zwei Hauptaufgaben von rechtsextremer Musik ist: Nachwuchs für die Szene zu gewinnen. Besonders erkennbar wird dies an der Schulhof-CD, die Schüler durch Musik für die rechte Szene begeistern soll.
Die zweite Hauptaufgabe besteht darin die Szene zusammenzuhalten. Dies wird durch folgende Aussage in einem rechtsextremen Internetforum deutlich: „Die Szene definiert sich nur über Musik, nicht über politische Inhalte oder eine gefestigte Ideologie. Nimm der Szene die Musik, und sie ist tot.“ Folglich wird die Musik zum Szenekitt, der für ein Gemeinschaftsgefühl unter den Rechtsextremisten sorgt. Um dieses Ziel zu erreichen, sind auch die Konzerte ein wichtiger Bestandteil. Diese durch die Musik entstehende Gruppenidentität wirkt sich offensichtlich auch auf die Bereitschaft aus Straftaten zu begehen. So sangen beispielsweise 8 Rechtsextreme am 21. August 1999 in Eggesin bei einem Angriff auf zwei Vietnamesen das Lied der rechtsextremen Musikgruppe „Landser“ „Fidschi, Fidschi, gute Reise“. Demnach dient die Musik nicht nur dem Zusammenhalt sondern zugleich auch zur Ermutigung und Katalysator Straftaten zu begehen.



Beispiele für die Brutalität der Texte



Aufgrund der Rechtslage ist es uns leider nicht möglich Auszüge aus besonders brutalen Songs zu veröffentlichen. Deshalb haben wir die Texte zweier stark gewaltverherrlichender Lieder hier lediglich zusammengefasst, dabei distanzieren wir uns allerdings ausdrücklich von dem Inhalt dieser Lieder!
Zunächst wird von der Band Reichsturm der besonders brutale Song „Horch wer kommt“ vom Album „Heim ins Reich“ betrachtet. Dieser Song handelt von nichts anderem als der Gewalt gegenüber Fremden, gegenüber Menschen, die anders sind als man selbst. So werden in diesem Lied Inder krankenhausreif zusammengetreten und Punker schikaniert. Diese Gewaltdarstellungen gehen sogar so weit, dass zum Mord an Türken aufgerufen wird. Lediglich Skinheads gegenüber ist man freundlich eingestellt, da diese die selben politischen Ziele verfolgen.
Noch konkreter werden die Mordaufrufe bei der 2005 verbotenen Band Landser. Diese wohl bekannteste rechtsextreme Band hat eins ihrer Lieder sehr direkt „Schlagt sie tot!“ genannt. Dabei wird unverhohlen zum Mord an Kommunisten aufgerufen. Die damalige Partei Linke Liste/PDS wird dabei namentlich genauso genannt, wie ihr Spitzenpolitiker Gysi.
Diese beiden kurz angesprochenen Titel sind nur Beispiele einer Liste, die man anscheinend endlos fortsetzen könnte. In anderen Liedern wird beispielsweise das Christentum, die Demokratie oder das heutige Deutschland allgemein beschimpft, während das sogenannte dritte Reich als die Zeit des deutschen Volkes dargestellt wird.



Vertrieb



Da ein Großteil der rechtsextremen Musikträger indiziert wurde, war die Verbreitung der härteren rechtsextremen Musik anfangs relativ schwierig. Diese Musik kann nur unter dem Ladentisch verkauft werden und darf auch nicht beworben werden. Aus diesem Grund lohnte es sich für viele Läden nicht, solche Musik zu vertreiben.
Im Laufe der Zeit hat sich deshalb eine eigene kommerzielle, rechtsextreme Vertriebsszene entwickelt zu der 2005 bundesweit 75 aktive Versandhändler gehörten. Deren Angebot hat sich dann auch immer mehr vergrößert, so werden mittlerweile neben Musik auch Textilien, Schmuck, Publikationen und viele andere Gegenstände angeboten. Die Werbung hierfür erfolgt in Szenemagazinen, Skinhead-Fanzines, per E-Mail und im Internet, wo sich bereits eigene Vertriebe gebildet haben.
Bei Szeneveranstaltungen und Konzerten finden sich häufig auch noch Verkäufer, die in kleinen Stückzahlen rechtsextreme Artikel vertreiben. Sie bilden neben den Szeneläden und Versandhandel die dritte Säule des Vertriebes. Allerdings kommt es hierbei nicht selten vor, dass auch strafrechtlich relevante Ware verkauft wird.



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