Ursache für die falsche Zuordnung von Parteien bei der Schülerumfrage

Die von uns durchgeführte Umfrage in den 9. Klassen von Haupt-, Realschule und Gymnasium ergab ein alarmierendes Ergebnis: Die politischen Parteien konnten nur selten richtig zugeordnet werden. So ergab es sich, dass bei der Frage nach Parteien mit rechtsextremen Zielen alle größeren Parteien (CDU, SPD, FDP, CSU, Linkspartei.PDS, NPD, Republikaner und DVU) mit Ausnahme von Bündnis90/Die Grünen genannt wurden. Im Folgenden soll versucht werden dafür eine Erklärung zu finden. Dabei muss nochmals ausdrücklich betont werden, dass offensichtlich nicht ernst gemeinte ausgefüllte Fragebögen nicht in die Auswertung mit einflossen.
Zuallererst muss dabei auf die Interessen der Schüler eingegangen werden. In diesem Alter (ca. 13-15 Jahre) befinden sich die Jugendlichen auf dem Höhepunkt der Pubertät. Von daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich nur äußerst wenige von ihnen intensiv mit Politik auseinandersetzen. Während der Pubertät ist man zuallererst mit sich selbst, der „Liebe“ und mit dem Auflehnen gegen Erwachsene im Allgemeinen und Speziellen beschäftigt. Allerdings sollte man trotz dieser Lebensumstände ein gewisses Grundwissen über politische Zusammenhänge erwarten können.
Doch es stellt sich die Frage, wer oder was als Informationsquelle dienen solle. Da von den Schülern keine selbstständigen, aktiven Bemühungen um Informationen zu erwarten sind, scheiden die für Erwachsenen gebräuchlichen Zeitungen und TV-Nachrichtenmagazine aus. Dadurch ist die einzige bestehende Möglichkeit, den Jugendlichen Politik näher zu bringen, die Informationen in ihren Alltag einzubinden. Dafür gibt es drei Hauptansatzpunkte: multimediale Unterhaltung, Schule und Elternhaus.
In der Schule wird das Thema Politik durch den Lehrplan erst spät aufgegriffen. Zu diesem Zeitpunkt wissen die Schüler dann zwar bereits, wie die „Bildentstehung an Sammellinsen“ funktioniert, können aber nicht den Unterschied zwischen SPD und FDP benennen. Dies zeigt deutlich, welch geringen Stellenwert die gesellschaftswissenschaftlichen Bereiche in unserem Bildungssystem haben. Auch in anderen sich anbietenden Fächern, wie Deutsch und Geographie, wird die Politik, maximal am Rande angesprochen. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass die Schüler nur geringe politische Kenntnisse haben. Es wäre angebracht den Themenbereich Politik und Gesellschaft eine höhere Priorität zu verordnen. Denn nur dadurch lassen sich viele Dinge des Lebens verstehen.
Während die Lehrer also meist auf die Erziehungspflicht vertrauen, gilt dies oft auch im umgekehrten Fall. So reden nur wenige Eltern mit ihren Kindern über Politik. Die Ursachen dafür sind weit gestreut. Auf der einen Seite ist häufig die eigene Politikverdrossenheit der Eltern zu nennen, die meist ebenso mit einer gewissen Unkenntnis und der Angst vor unbequemen Fragen einhergeht. Auf der anderen Seite sehen viele Eltern auch keinen Grund dem Kind solche Dinge zu erklären, da es selbst ja nicht danach frage. Zudem wird häufig auch die Verantwortung dafür nicht bei sich selber gesehen, sondern in der Schule. Es wird deutlich, dass niemand sich der Aufgabe annehmen will, trotzdem ist es unabdingbar, dass die Jugendlichen politisch aufgeklärt werden.
Auch in den Jugendmedien (entsprechende Zeitschriften, TV-Sendungen und Computerspielen) wird das Thema Politik nicht aufgegriffen. All diese Medien stehen unter enormen Erfolgsdruck, weshalb sie zunächst die für Jugendliche als interessant geltenden Themenkomplexe anbieten. Dennoch wäre es möglich, dass diese Medien, wenn auch nur in geringem Maße, ihren Einfluss auf die Jugendlichen nutzen. Durch ein so genanntes „Agenda - Setting“ könnte man den Jugendlichen auch ein Grundverständnis über Politik vermitteln. Wie wäre es, wenn beispielsweise der Kinderkanal (KIKA) nicht nur nach den Löchern im Käse fragen würde, sondern auch fragen würde: „Politik? Was ist das?“ oder „SPD? Die neue Tiefkühlpizza?!?“. Auch Jugendzeitschriften wie die „Bravo“ könnten mit kleinen Kolumnen versuchen die Jugendlichen für Politik interessieren. Wenn sie dies geschafft haben, dann werden die Schüler nachfragen, entweder bei Lehrern oder Eltern. Und dann können sich auch die nicht mehr vor einer Auseinandersetzung mit dem Thema drücken. Aber man muss erst einmal das Interesse und die Neugier der Jugendlichen wecken.
Es wird deutlich bei der politischen Bildung hat nicht eine Gruppe versagt, sondern es liegen kollektive Mängel vor, die es zu beheben gilt. Helfen kann dabei nur eine große Debatte zwischen Eltern, Lehrern, Vertretern der Bildungszentrale für politische Bildung und Medienvertretern. An diesem runden Tisch könnten gemeinsam Konzepte erarbeitet werden, um den Jugendlichen Politik nahe zu bringen. Bis dahin und wohl auch darüber hinaus ist jeder Einzelne gefordert mit der politischen Aufklärung zu beginnen und den Jugendlichen dabei zu helfen sich ein politisches Grundverständnis zu bilden.



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